Festlicher Auftakt mit klaren Botschaften
Wege aus der Krise: DEHOGA drängt bei Neujahrsempfang auf echte Veränderungen
Saarbrücken. Ein Neujahrsempfang ist nicht nur eine gute Gelegenheit, die vergangenen zwölf Monate Revue passieren zu lassen. Es ist auch ein passender Anlass, um neue Ziele zu setzen und um den Blick nach vorn zu richten. Der Jahresauftakt des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Saarland e.V. am 13. Januar 2025 stand ganz im Zeichen der Bewährungsproben und Chancen einer Branche, die nach Jahren voller Herausforderungen dringend neue Impulse benötigt. Der Zeltpalast des Alexander Kunz Theatre in Saarbrücken bot zum elften Mal in Folge die festliche Bühne für dieses wichtige Branchentreffen, das Gastronomen, Hoteliers sowie zahlreiche Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Medien zusammenführte.
Doch die Stimmung bei den rund 130 Gästen war von Ernsthaftigkeit geprägt, denn die Probleme der Gastgeberbetriebe bleiben groß. Die Branche braucht mehr als nur Durchhaltevermögen. Es geht um klare Perspektiven, mutige Lösungen und eine wirtschaftspolitische Neuorientierung. Und so machte der Verband unmissverständlich deutlich, dass es ein „Weiter so“ nicht geben darf. Diese Botschaft zog sich wie ein roter Faden durch die Reden und Gespräche des Abends – allen voran die mahnenden Worte von Michael Buchna. „2024 war das fünfte Verlustjahr in Folge. Die wirtschaftliche Lage im Gastgewerbe ist ernst, sie ist im Saarland so schlecht wie nie zuvor. Die Herausforderungen und Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre haben deutliche Brandschneisen in der heimischen Gastronomie geschlagen“, sagte der Präsident des DEHOGA Saarland. Und in seiner Rede benannte er auch die sechs drängendsten Handlungsfelder, die gerade in Hinblick auf die Bundestagswahl am 23. Februar richtungsweisend sind.
1. Einheitliche Besteuerung von Speisen mit 7 Prozent
Die Ungleichbehandlung von Speisen stellt eine erhebliche Belastung dar. Es ist absurd, dass frisch zubereitete Gerichte im Restaurant höher besteuert sind als Fertigsalate oder To-Go-Angebote, die weiterhin mit 7 Prozent belegt werden. Zudem hat die Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent für Essen zum Anfang des Jahres die Situation weiter verschärft. „Es war eine Entscheidung gegen alle guten Argumente, gegen unsere eindringlichen Warnungen und gegen jede ökonomische Vernunft. Und jetzt sind die Schäden in voller Härte eingetreten, die wir vorausgesagt hatten“, machte sich Buchna Luft. Und der Präsident zitierte die Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA, die just an diesem Tag veröffentlicht wurde. Demnach stößt die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Bevölkerung auf breite Ablehnung: Mit 67,7 Prozent bewerten über zwei Drittel der Befragten die Maßnahme als ungerechtfertigt. Ein Zurück zu den 7 Prozent wäre daher ein notwendiger und fairer Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche nachhaltig zu stärken. Zumal in 20 EU-Mitgliedstaaten ein reduzierter Umsatzsteuer-Satz gilt.
2. Flexibilisierung ermöglichen: Wochenarbeitszeit einführen
Warum gilt in Deutschland immer noch eine starre Tagesarbeitszeitregelung? So etwas habe vielleicht ins Fließbandzeitalter gepasst – ist aber für eine moderne Dienstleistungsgesellschaft untauglich. „Unser Arbeitszeitgesetz geht an der Wirklichkeit vieler Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer vorbei“, sagte Buchna und meinte weiter: „Dabei geben uns die europäischen Richtlinien Arbeitszeit die Möglichkeit für mehr Freiraum, denn sie sieht eine wöchentliche Höchstarbeitszeit vor. Wir Deutsche machen daraus eine tägliche – wir übererfüllen oder schärfen also die EU-Vorgaben.“ Die Einführung einer Wochenarbeitszeitregelung würde den Betrieben mehr Spielraum bieten, um auf Stoßzeiten reagieren zu können. Und sie würde zugleich die Bedürfnisse der Mitarbeiter besser berücksichtigen. Dabei war es dem Präsidenten wichtig zu betonen, dass es nur um Flexibilität gehe. Niemand soll in Summe länger arbeiten müssen. Niemand will den Gesundheitsschutz und die Ruhezeiten antasten.
3. Stoppt die Bürokratieflut
Die überbordende Bürokratie in der Gastronomie ist ein zentrales Problem. „Zu viel Bürokratismus lähmt!“ – mit diesem Ausspruch brachte der DEHOGA-Präsident die Auswirkung der Flut an überflüssigen Reglementierungen auf den
Punkt. Gastronomen verbringen oft mehr Zeit mit Formularen als mit ihren Gästen. Ein spürbarer Abbau dieser bürokratischen Belastungen ist dringend notwendig, damit die Attraktivität der Branche als Arbeitgeber steigt und der Fokus wieder auf das Wesentliche gelegt werden kann.
4. Gerechte Löhne ohne politische Einmischung
Neben der Entlastung von Bürokratie sprach der DEHOGA-Chef auch das Thema faire Löhne an. Dabei betonte Buchna, dass die Verantwortung für wettbewerbsfähige Löhne bei den Tarifpartnern liege – nicht bei der Politik. Staatlich diktierte Mindestlöhne ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Realität könnten viele Betriebe überfordern. Buchna: „Wer in Krisenzeiten und angesichts der aktuellen Wirtschaftslage einfach so eine 15-Euro-Mindestlohnansage heraushaut, handelt verantwortungslos.“ Verlässliche tarifliche Lösungen sollen stabile Rahmenbedingungen schaffen, die sowohl Arbeitgebern als auch den Mitarbeitern gerecht werden.
5. Mehr Netto vom Brutto
Der DEHOGA fordert eine steuerliche Entlastung, die den Arbeitnehmern mehr „Netto vom Brutto“ sichert. Dies ist nicht nur ein wichtiger Ansporn für Fachkräfte, sondern auch ein Signal, dass Leistung in Deutschland wieder stärker geschätzt wird. Daher müssen die Sozialversicherungsbeiträge stabilisiert werden und auf unter 40 Prozent sinken.
6. Schnellere Integration von Fachkräften aus dem Ausland
Wegen Personalknappheit geschlossen: Abschließend wurde die Notwendigkeit einer schnelleren Integration von Fachkräften aus dem Ausland verdeutlicht. Die Branche ist auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen, doch bürokratische Hürden verzögern die Prozesse häufig um Monate. Beschleunigte Visa-Verfahren sind daher unerlässlich, um dringend benötigte Mitarbeiter schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies würde nicht nur die Betriebe entlasten, sondern auch einen wertvollen Beitrag zu einer erfolgreichen Integration leisten.
Förderprogramm steht in den Startlöchern
Unter den Gästen des Abends war auch Jürgen Barke, der saarländische Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie. Mit seinen Grußworten machte er die Position der Landesregierung deutlich und suchte den Dialog mit der Branche: „Die Hotel- und Gastronomiebranche ist eine tragende Säule des Tourismus und spielt auch eine wichtige Rolle im Strukturwandel des Saarlandes. Umso wichtiger ist es, dass die Branche mit dem DEHOGA als Dachverband und die Landesregierung vertrauensvoll zusammenarbeiten. Nur gemeinsam können wir aktuelle Herausforderungen, wie beispielsweise den Fachkräftemangel, bewältigen und das Saarland als Genuss- und Freizeitregion dauerhaft auf der Landkarte verorten.“ Dabei hatte der Minister auch eine frohe Botschaft im Gepäck. In der zweiten Quartalshälfte wird ein eigenes Förderprogramm für Gastronomen mit einem Volumen von 25 Millionen Euro gestartet.
Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn
Das vergangene Jahr war von Belastungen geprägt, doch trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gab es auch Lichtblicke. So stiegen die Ausbildungszahlen im Gastgewerbe leicht an. Und dass endlich die längst überfällige und vom DEHOGA schon so oft geforderte Gründung eines Conventionbüros für das gesamte Saarland angestoßen wird, freute Michael Buchna sehr. Besonders hervorgehoben wurden die Ergebnisse der Deutschen Jugendmeisterschaften 2024, die „ein historischer Moment für unser Land und unsere Branche“ waren. Gold und Bronze gingen an Nachwuchstalente aus der Region. Silber erreichte man als Team. Ein Zeichen dafür, dass Qualität und Engagement auch in schwierigen Zeiten belohnt werden. Mit der Image-Offensive „Du machst den Moment“ wurde eine Plattform geschaffen, um junge Menschen für die Branche zu begeistern. Die Kampagne wird nun 2025 fortgesetzt – ein wichtiger Schritt, um langfristig Fachkräfte zu sichern. Und so waren sich beim Neujahrsempfang auch alle einig: Mit Mut, klaren Zielen und einem starken Zusammenhalt kann die Gastronomie und Hotellerie die Herausforderungen der Zukunft meistern.