Große Sorge um Tourismus im Saarland

Landesverbandstag des DEHOGA Saarland legt wichtige anstehende Aufgaben fest

Am 26. August 2019 wartete auf die Mitglieder des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Saarland e.V. ein ereignisreicher Landesverbandstag. Im Veranstaltungszentrum „Saarrondo“ im Euro-Quartier in Saarbrücken fanden gleich zwei Veranstaltungen statt. Ab 10 Uhr stand zuerst die Mitgliederversammlung mit den verbindlichen Vereins-Regularien auf der Tagesordnung. Danach folgte ab 14 Uhr die Lokalrunde. Bei diesem im Vorjahr neu ins Leben gerufenen Branchentag wurden durch verschiedene Impulsvorträge, Workshops sowie durch die Angebote der DEHOGA-Partner praktische Tipps und fundiertes Wissen übermittelt. Da es beim Landesverbandstag keine Neuwahlen gab, blieb ausreichend Zeit zum Dialog über Themen, die der Hotellerie und Gastronomie auf den Nägeln brennen.

Übernachtungsziele kaum mehr zu erreichen

Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Ford baut in Saarlouis 1.600 Arbeitsplätze ab, bei den Gusswerken Saarbrücken müssen 200 Mitarbeiter gehen, die Saarstahl AG will ab 1. September für drei Monate auf Kurzarbeit umstellen und die ZF Friedrichshafen AG musste jüngst ihre Umsatzprognosen kräftig herunterschrauben. Wie eng die Wirtschaft mit dem Gastgewerbe zusammenhängt, lässt sich gerade anschaulich im Saarland beobachten. „Der negative Sog beeinträchtigt auch die Gastronomie und Hotellerie. Das ist jetzt schon gut an den Zahlen ablesbar“, erklärte die saarländische DEHOGA-Präsidentin Gudrun Pink. Nimmt man die Übernachtungszahlen von Januar bis Juni 2019 und stellt sie denen aus dem Vorjahr gegenüber, dann steht in drei der fünf Landkreise ein Minus. Am schlimmsten hat es Saarlouis mit einem Rückgang von 10,8 Prozent erwischt. „Die innerhalb der Tourismusstrategie angestrebten drei Millionen Übernachtungen sind für 2019 eigentlich nicht mehr zu erreichen“, mutmaßte Pink. Deshalb schlägt die DEHOGA-Chefin Alarm. Diese Einbußen bei den Firmenkunden müssten zukünftig Touristen auffangen. Doch dafür ist es erforderlich, dass mehr Reiseanlässe geschaffen werden. Trotz der wahrscheinlichen Erreichbarkeit der Vorvorjahreszahlen ist dies speziell in der Landeshauptstadt dringend nötig. Denn Saarbrücken erlebt die paradoxe Situation, dass dort neue Hotels wie Pilze aus dem Boden schießen. Doch bis jetzt wachsen nur die Betten-Kontingente, nicht aber die Gästezahlen im notwendigen Umfang. Doch wo sollen die herkommen? „Wir haben zwar touristische Leuchttürme, aber davon noch nicht genug“, weiß Pink, die als Beispiel das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ins Visier nimmt. Hier sollte zügig ein Nachfolger gefunden werden, appellierte sie: „Unabhängig von der Person muss der zukünftig Verantwortliche den Weg der bundesweit erfolgreichen Vermarktung weitergehen. Wir brauchen keinen Museumsverwalter, sondern einen Manager.“ Jeder Tag, an dem sich bei der Nachfolge nichts tut, sei ein verlorener Tag.

 

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil begreifen

Beim Verbandtag kam ein wichtiger Punkt zur Sprache: Das Thema Umwelt- und Klimaschutz steht derzeit hoch im Kurs. Und auch im Gastgewerbe nimmt es weiter an Bedeutung zu. Dabei ist der Tourismus auf besondere Weise auf nachhaltiges Wirtschaften und eine intakte Umwelt angewiesen. Auch die Verbraucher und Gäste sind heute für die damit verbundenen Aspekte der Nachhaltigkeit sensibilisiert. Sie achten zunehmend auf die Einhaltung bestimmter Umweltstandards und fordern sie ein. Der Verband erkannte bereits frühzeitig die besondere Verantwortung und unterstützte seine Mitglieder bei allen Fragen rund um das Thema Energiesparen und Umweltschutz – unter anderem durch die DEHOGA Energiekampagne, den Umweltcheck, die Partnerschaft beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis oder durch Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung. Transparent nachgewiesenes Umweltengagement ist längst weit mehr als nur ein positiver Imagefaktor, inzwischen ist es nicht selten ein obligatorischer Bestandteil des Angebotes und bei den Kunden ein entscheidendes Auswahl-Kriterium. So ermutigte der DEHOGA seine Mitglieder auch dazu, ökologische Nachhaltigkeit noch stärker als Leitbild in ihren Unternehmen zu verankern. Denn die Verbesserung der eigenen Ökö-Bilanz ist eine lohnende Investition in die Zukunft – des Betriebes und des Gemeinwohls.

Rettungsschirm für Wirtshäuser auf dem Land

Vor solchen Aufwendungen wird man aber zurückschrecken, wenn eine CO2-Steuer im Raum steht. Oder auch eine Tourismusabgabe. Und das ergänzend zu den ohnehin steigendenden Energiepreisen. Diese Kosten wirken auf die Situation der kleinen Gasthäuser auf dem Land wie ein Brandbeschleuniger. Dort, wo sich das Wirtshaussterben sowieso wie ein Flächenbrand ausbreitet. Feuerwehr könnte hier ein Förderprogramm sein. Eine solche Hilfe bietet Bayern an, um gegen das Wirtshaus-Sterben gezielt vorzugehen. Die Landesregierung in München fördert hier mit insgesamt 30 Millionen Euro. Dabei werden Umbauten, aber auch Erweiterungen ebenso wie Sanierungen und die Kosten von Brandschutzauflagen mit 20 Prozent unterstützt. „Eine mögliche Förderung muss keine Blaupause der Bemühungen des Freistaates sein, aber ein paar Aspekte könnte man hier sicher übernehmen“, meinte die Präsidentin. Und sie führt weitere Punkte an, die eine deutliche Entspannung der Krise zur Folge hätte. So sollten unbedingt die teuren Hindernisse bei der Betriebsnachfolge abgebaut werden. Dass etwa alle gesetzlichen Anforderungen an einem Stichtag zu erfüllen sind, ist eine unnötige Erschwernis. Auch die kostspieligen Auflagen im Baurecht oder beim Denkmalschutz sollten sich zeitlich strecken lassen, weil den Betrieben ansonsten direkt die Luft abgeschnürt wird. Und ein Dauerthema ist nach wie vor die Forderung für einen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für die Gastronomie. Der Verband wird nicht müde, für eine faire Steuerpolitik zu kämpfen. Ferner haben 15 von 28 EU-Staaten bereits heute reduzierte Mehrwertsteuersätze für die Gastronomie eingeführt. „Es wäre also nur folgerichtig, auch hierzulande diese Möglichkeit zu schaffen. Die Pleitebanken kosteten die deutschen Steuerzahler rund 68 Milliarden Euro. Dabei sind eigentlich die Wirtshäuser das schützenswerte Kulturgut, das unter einen Rettungsschirm gehört“, machte Pink zum Abschluss deutlich.

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