Pressemitteilung DEHOGA Saarland vom 4. Juni 2021

Zickzack-Kurs löst Saarland-Modell ab

Öffnungsschritte hinken hinterher:
Selbst gesetzte Regeln der grünen Ampel werden nicht fortführt

Saarbrücken. Plötzlich war es da, das langersehnte Licht am Ende des Tunnels. Das Saarland-Modell gab der Gastgeberbranche hierzulande eine Perspektive – und das, während andere Bundesländer noch fest in einem Dauerlockdown verharrten. Trotz des harten Gegenwindes aus Bundes- und Länderpolitik sowie aus Teilen der Wissenschaft und Presselandschaft war der DEHOGA Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Saarland e.V. ein großer Verfechter und Unterstützer des Modells. Doch immer mehr zeichnet sich ab, dass dieses System mit seinen Ampelphasen völlig verwässert wird. Seine Vorreiterrolle ist die Modellregion Saarland längst los. Und nicht nur das, bei den Öffnungsschritten wird man von anderen Bundesländern in Windeseile überholt. Pikanterweise auch vom Nachbarn Rheinland-Pfalz. Dabei galt es, dies in Hinblick auf einen Öffnungstourismus unbedingt zu verhindern. „Das eigentlich gute Saarland-Modell hat seine Linie verloren. Das sieht man am besten daran, dass der Ampel die Grünphase fehlt – somit wurde dieser Orientierungsmaßstab und Regelleitfaden klammheimlich abgeschafft“, erklärt Michael Buchna. Und der Präsident des DEHOGA Saarland weiter: „Täglich feiert sich die Landesregierung für ihre Spitzenpositionen, sei es bei der hohen Impfquote oder für die große Anzahl durchgeführter Tests. Doch anscheinend haben diese Erfolge keine konkreten Auswirkungen. Anstatt weiter voranzugehen, steht man auf der Bremse und hinkt hinterher."

Eine Kostprobe: Es irritiert doch vollends, dass das Saarland-Modell am 6. April mit einer grünen Ampel bei einer Inzidenz von 89,4 gestartet wurde. Anders als heute gab es in der Gastronomie kein Testerfordernis für Gruppen, die auch im privaten Bereich ohne Test zusammenkommen dürfen. In der grünen Phase war ein Alkoholausschank bis 23 Uhr möglich. Aktuell ist das verboten – dabei gibt es weniger als die Hälfte der Inzidenzen als zu dem Zeitpunkt, als die Ampel in Kraft trat. Der Einzelhandel lief damals ohne Test, nun fällt die Testpflicht am 4. Juni – für die Außengastronomie aber erst eine Woche später, während sie in Rheinland-Pfalz schon jetzt nicht mehr existiert. „Aus diesem Grund fordern wir einen früheren Wegfall der Testpflicht in der Außengastronomie. Man sollte sich an seine eigenen Spielregeln halten und zu den eigentlich für diese Phase vorgesehenen Öffnungsschritten zurückkehren und die Ausschankzeiten von Alkohol auf mindestens 23 Uhr erweitern. In Rheinland-Pfalz gelten jetzt schon keine zeitlichen Beschränkungen mehr“, sagt Buchna. Besonders angesichts der anstehenden Fußball-Europameisterschaft ist die Aufhebung dieser Verordnungen unumgänglich, will man die Akzeptanz der Maßnahmen nicht erneut aufs Spiel setzen. Ein nächster Punkt ist der Wegfall der Reservierungspflicht. Aus Sicht des DEHOGA kommt in Zeiten immer geringer werdender Inzidenzen der Vorreservierung keine Lenkungsfunktion mehr zu, die eine Vermeidung von Mobilität mit sich brächte.

„Täglich melden sich bei uns viele Mitglieder, die wissen möchten, wann sie wieder Hochzeiten oder auch die nun anstehenden Kommunionen ausrichten dürfen. Denn sie werden von Anfragen geradezu überrannt“, weiß Frank C. Hohrath, der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Saarland. Es muss jetzt schnell und sehr transparent entschieden werden, wann Hochzeiten, Geburtstage oder ähnliche gastronomietypische Veranstaltungen zu welchen Bedingungen und mit wie vielen Personen wieder zulässig sind. Hinzu kommt, dass das Hygienekonzept diesen Familienfeiern nicht gerecht wird, denn es gilt naturgemäß für alle Arten von Veranstaltungen. Vom Open-Air-Festival bis zu einer Vernissage. Alleine die Anforderungen an die Quadratmeterzahl pro Teilnehmer sind in der Gastronomie und Hotellerie schlicht nicht erfüllbar. So würde man für eine Hochzeit mit 50 Personen einen Raum von 750 Quadratmeter benötigen. Deshalb sollten Feste dieser Art unter das Hygienekonzept für die Gastronomie und Hotellerie fallen, sofern sie dort auch durchgeführt werden. Ein letzter wichtiger Appell betrifft die Wellnessbereiche der Hotels. Auch Innenschwimmbäder und Saunen müssen wieder geöffnet werden – was in Rheinland-Pfalz ebenfalls schon vollzogen ist. Denn nur so wird eine Wettbewerbsgleichheit im Bereich des Inland-Urlaubs hergestellt. „Wir fordern keine Öffnungsorgien. Wir wollen gemeinsam, die Pandemie schnell überwinden und auf dem Weg dahin ein ‚Auf und Zu‘ der Betriebe verhindern. Doch vor einem Jahr wussten die Menschen recht genau, was sie tun dürfen und was nicht. Jetzt herrscht ein Regel-Wirrwarr, das alle 14 Tage von der Realität eingeholt wird. Niemand weiß mehr, woran er sich halten soll. Eine Orientierung des Bürgers ist kaum mehr möglich“, beschreibt Michael Buchna seine Erfahrungen.

 

 

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