Zu kurz gedacht und zu weit gegangen

Falsches Signal: DEHOGA Saarland bedauert Zerschlagung der
Hochwald-Touristik und fordert Konzept für die Zukunft

Saarbrücken/Weiskirchen. Vier Ratsfraktionen im nordsaarländischen Weiskirchen sind sich einig – und so scheint das Aus für die Hochwald-Touristik eine beschlossene Sache. Unter die als Tochtergesellschaft der Gemeinde geführte GmbH soll am Jahresende ein Schlussstrich gezogen werden. Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Saarland e.V. findet diese Entwicklung nicht nur zutiefst betrüblich, sondern auch extrem bedenklich. Denn als Hochwälder Tourismusgemeinde der ersten Stunde hat Weiskirchen nach dem Wegfall des klassischen Kur-Tourismus den Schritt zur Gesundheitsgemeinde bravourös gemeistert und sich in diesem schwierigen Segment hervorragend positioniert. So wurde die 6.500 Seelen-Gemeinde auch mit dem Label „Premium-Class Kurort“ ausgezeichnet. Und obwohl der Hochwald an touristischen Destinationen etwas schwächer aufgestellt ist, können sich die knapp 33.000 Ankünfte und 201.000 Übernachtungen in Weiskirchen im vergangenen Jahr mehr als sehen lassen. „Wenn nun mit der Hochwald-Touristik der Motor für diesen positiven Prozess abgeschaltet wird, dann sollte man auch in die Zukunft gerichtete Pläne in der Tasche haben, wie es mit der touristischen Infrastruktur weitergeht. Hier müssen nachhaltige Konzepte her – die ich aber im Moment nicht erkennen kann“, erklärt Angelika Hießerich-Peter. Und die DEHOGA-Ausschussvorsitzende für den Fachbereich „Tourismus“ mahnt weiter an, dass diese Zerschlagung einer solchen Institution ein schädliches Signal für den Tourismus im ganzen Kreis Merzig-Wadern sei – und auch das ganze Land beträfe. Dies im Besonderen, wo doch 2016 für den saarländischen Tourismus ein Jahr der Rekorde war. Noch nie zuvor machten so viele Menschen Urlaub im Saarland. Es gab Bestmarken bei der Zahl der Übernachtungen und der Anzahl der Gäste.

Auflösung ist Schuss ins eigene Knie
„Dieser Beschluss ist ein kolossaler Rückschritt für die touristischen Entwicklung des gesamten Hochwalds“, bringt es DEHOGA-Präsidentin Gudrun Pink auf den Punkt. So wird dann auch an die politischen Entscheider appelliert: Investitionen, Förderungen sowie der Stellenwert des Tourismus dürfen in dieser Region nicht noch weiter gefährdet werden. Die Infrastruktur muss professionell vorangebracht werden und der Unterhalt der vorhandenen touristischen Einrichtungen muss weiterhin gewährleistet sein. Als Grund für die Auflösung führen die gewählten Vertreter der Kommune an, dass man sich eine eigene Touristik GmbH nicht mehr leisten könne – das Unternehmen arbeite defizitär. „Das ist, als würde man einem Spitzensportler vorwerfen, dass er schwitze“, sagt Hießerich-Peter und fragt: „Welche Touristen-Information und Anlaufstelle für Urlauber erwirtschaftet denn mit der Beratung der Gäste und der Unterhaltung der Infrastruktur wie etwa der Wanderwege einen Profit? Das ist doch auch nicht deren Aufgabe, da fließen in der Regel fast keine Einkünfte.“ Die Einnahmen der Touristen-Informationen werden über die Steuereinnahmen in der Kommune generiert. Dies hat das Sparkassen-Tourismus-Barometer aus dem Jahr 2015 eindrucksvoll belegt.

Eine Milchmädchenrechnung?
Hinzu kommt in Weiskirchen, dass dies dort sowieso eine besondere Situation sei: Denn die
Hochwald-Touristik als Tochtergesellschaft hat viele ureigene Aufgabenfelder der Gemeinde
mitübernommen, die nun aber trotzdem fortgeführt werden müssen. Dazu zählen die
Unterhaltung, das Marketing und der Betrieb für das „Haus des Gastes“ ebenso wie
beispielsweise die Pflege des Kurparks oder anderer touristischer Einrichtungen. Auch
müssen die Wanderwege gepflegt beziehungsweise unterhalten werden und sogar die 2,3
Mitarbeiter-Stellen innerhalb der Hochwald-Touristik werden von der Gemeindeverwaltung
übernommen. Angelika Hießerich-Peter: „Das Kosten-Argument halte ich ein großes Stück
weit für Augenwischerei. Man sollte sich einmal ausrechnen, was nachher wirklich unter dem
Strich eingespart werden kann und ob das noch in einem gesunden Verhältnis zur
Abschaffung steht.“ Tourismus ist und bleibt Wirtschaftsförderung, zu dem sich ein Kurort
wie Weiskirchen klar bekannt hat. So fordert der DEHOGA die Politiker auf, das Ende der
Hochwald-Touristik noch einmal zu überdenken. Und falls es wirklich kein Zurück mehr gibt,
dass dann nachhaltige, zukunftsfähige Alternativen ausgearbeitet werden. Denn den Rotstift
an etwas anlegen, ist im ersten Schritt immer leicht. Mit den Konsequenzen leben, das ist
nachher eine schwere Bürde.

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