Für das Wohl der Gäste alles geben
Saarländische Jugendmeisterschaft in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen
Dillingen. Die Jury ließ sich Zeit mit ihrer Entscheidung – denn die fiel nicht leicht. Aber das war nichts für das Nervenkostüm der Prüflinge. Aufgeregt wippten sie von einem Fuß auf den anderen. Ihr Herz raste, die Hände waren feucht.
Eine Spannung, kaum zum Aushalten. Dann endlich der große Moment: Die Siegerehrung im Gästehaus der Dillinger Hüttenwerke AG stand an. Jetzt zeigte sich, wer bei den diesjährigen saarländischen Jugendmeisterschaften in den Sparten Hotelfachleute, Restaurantfachkraft und Köche das Rennen machte.
Nach dem arbeitsintensiven Wettbewerbswochenende am 30. und 31. März 2012 ging die Goldmedaille bei den Köchen an Jonas Meyer vom Restaurant Niedmühle Land & Genuss Hotel in Eimersdorf, gefolgt von seiner Kollegin Simone Truar aus dem gleichen Betrieb. Bronze holte sich Timm Spiel von der Katholischen Erwachsenenbildung in Saarbrücken und Rang vier erkochte sich Lukas Schample vom Partyservice Haas in Obersalbach.
Bei den Hotelfachleuten hatte Kimberly Thomé vom Restaurant Orangerie in St. Wendel die Nase vorne. Silber ging an Lisa Arendt von der Stiefel Gastronomie GmbH in Saarbrücken, Bronze an Lokalmatadorin Saskia Carretta von der Dillinger Hütte. Auf Position vier kam Jessica Redel von der Schlachthof Brasserie in Saarbrücken. Vivien Loch vom Victor's Residenz-Hotel Schloss Berg in Perl-Nennig konnte die Jury bei der Wertung der Hotelfachleute überzeugen – ihr war der Platz an der Sonne. Auf die Plätze zwei und drei kamen Stefanie Krämer vom Victor's Residenz-Hotel Saarlouis sowie Tobias Ziegler vom Parkhotel Weiskirchen. Anna Konrad vom Hotel Am Triller in Saarbrücken belegte Rang vier. Des Weiteren wurden in Dillingen auch die saarländischen Gewinner des AZUBI AWARD für Systemgastronomie geehrt. Dieser Wettbewerb fand am 12. März 2012 in Koblenz statt und wird immer in Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz durchgeführt. Hier setzte sich Ann Kathrin Dell vor Carina End und Aline Klein durch. Alle drei Auszubildenden sind bei McDonald's Getrey beschäftigt. „Unabhängig von der Platzierung – ich würde alle Teilnehmer der Jugendmeisterschaft als Sieger bezeichnen. Denn das hier an den Tag gelegte Engagement und die Wissbegier sowie die Durchsetzungskraft dieser Azubis sind Eigenschaften, die sie weit über den Durchschnitt herausheben“, sagte DEHOGA-Präsidentin Gudrun Pink. Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Saarland e.V. gehört neben dem Verband der Köche im Saarland, dem Verband der Restaurant- und Serviermeister sowie der Michael-Freiberger-Stiftung zu den Ausrichtern des Wettbewerbs.
Der Nachwuchs aus Gastronomie und Hotellerie in Bestform: Bevor die Azubis in der gestrigen Finalrunde um den Landestitel wetteifern durften, setzten sie sich zuvor schon bei einer anstrengenden Vorausauswahl durch. Nach einer theoretischen und praktischen Prüfung im Vorfeld stellten sich im Dillinger Gästehaus nur die Besten der Besten dem Wettbewerb. Im Endspurt mussten die Finalistinnen und Finalisten dann schon Freitagmorgen allerhand praktische Aufgaben aus ihren Berufen lösen. So mussten die Restaurantfachleute
beispielsweise eine Ente entsprechend den Service-Richtlinien tranchieren, anrichten und servieren. Da wurden Cocktails gemixt und makellose Biere gezapft. Die Prüfer hatten außerdem eine komplexe Marketing-Aufgabe ausgegeben: Alles sollte auf die kommende Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine und Polen abgestimmt sein. Also wurden entsprechende Tischdekorationen entworfen, Blumengestecke angefertigt und Menükarten erstellt. Die Hotelfachleute stellten etwa ein auf die EM zugeschnittenes Wochenendarrangement auf die Beine – dieses musste auch kalkuliert und mit Präsentationstischen beworben werden. Es wurden Zimmerchecks durchgeführt und die Leistungen im Rezeptionsbereich überprüft. In kurzer Zeit kreierten die Köche aus einem vorher unbekannten Warenkorb ein Vier-Gänge-Menü – exakte Mengenangaben und Preiskalkulation mit eingeschlossen. Am Ende war jeder Gang einzigartig.
Höhepunkt der zweitägigen Prüfung war dann das Essen am Samstagmittag im Gästehaus der Dillinger Hütte. Jetzt konnten alle ihr Können der Öffentlichkeit präsentieren. Was die Köche auf die Teller zauberten, servierten die Servicekräfte den rund 60 Gästen. Am Tisch wurden die Frauen zuerst bedient, dann die Männer in der Reihenfolge ihres geschätzten Alters – so will es der Service-Knigge. Alles musste perfekt sein.
Das bedeutete vor allem: Sauber arbeiten, denn die wachsamen Augen der überall im Raum stehenden Jury entging nicht die winzigste Kleinigkeit. Da durfte also kein Handgriff unüberlegt sein. Ein Raum weiter beugte sich die gestrenge Kochjury über die Testteller und diskutierte, wägte ab und vergab Punkte. „Das Fleisch ist wunderbar rosé“, murmelte da einer. „Alle Teilnehmer haben bewiesen, dass sie gerne gute Gastgeber sind – und das ist das A und O in unserem Beruf. Ich denke, wir konnten auch zeigen, dass es in der Gastronomie nicht nur darum geht, Teller wegzutragen. Denn wir wollen mit diesem Wettbewerb nicht nur unsere Ausbildungsberufe, sondern auch das Ansehen des saarländischen Gastgewerbes fördern“, erklärt Ursula Blasius. Und die Vorsitzende des Fachausschusses für Aus- und Weiterbildung im DEHOGA ergänzt: „Wir selbst halten den Schlüssel in der Hand, um dem drohenden und den teilweise schon einsetzenden Fachkräftemangel vorzubeugen. Unsere Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen. Darum sind solche und weitere Maßnahmen zur Nachwuchsförderung unbedingt erforderlich.“
Die drei Sieger der Jugendmeisterschaft werden nun weiter qualifiziert. Und wenn sie ihr Potenzial ausbauen können, vertreten sie das Saarland bei den Deutschen Meisterschaften. „Dort“, weiß Ursula Blasius, „weht wieder ein ganz anderer Wind“. Wie schon bei dieser Jugendmeisterschaften werden dann auch die Kosten für die Schulung der Sieger hauptsächlich aus den Mitteln der Michael-Freiberger-Stiftung finanziert. „Wir sind sehr froh, dass es im Saarland eine solche Stiftung gibt. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Berufsnachwuchs des DEHOGA Saarland zu fördern“, sagt Gudrun Pink.
Die Stiftung trägt den Namen von Michael Freiberger, der in Saarbrücken das bekannte Hotel Excelsior betrieben hat. Dessen Tochter Rosemarie Pauen gründete aus Verbundenheit zur Branche 1984 die Stiftung, die sich ganz der Unterstützung und Weiterbildung des Nachwuchses im saarländischen Gastgewerbe verschrieben hat.