Wer kocht schon gerne für die Mülltonne?
Der Lebensmittelverschwendung Einhalt gebieten: Checkliste, Kampagne und Bundespreis
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Dies zeigt sich auch beim Essen. Leider! Jede Sekunde werden in Deutschland im Schnitt 313 Kilo Lebensmittel weggeschmissen, die eigentlich noch genießbar wären. Das hat die Umweltorganisation WWF errechnet. Pro Sekunde sind das drei Mülltonnen – und insgesamt 18 Millionen Tonnen im Jahr. Lebensmittelverschwendung ist auch in der Gastronomie ein großes Thema – und auch ein aktuelles. Zu große Portionen, ein Überangebot am Buffet oder auch das maßlose und nicht wertschätzende Verhalten der Gäste sind nur einige Gründe für die Verschwendung. Bei mehreren asiatischen Restaurants mit einem „All you can eat“-Angebot heißt es deshalb nun: Wer sein Teller nicht leer isst, der zahlt extra. Gastronomen erheben eine „Strafgebühr" für Essensreste. Eine monetäre Bestrafung für Essen, das übrig gelassen wird? Ist das sinnvoll? Hierzu wurde auch die saarländische DEHOGA-Präsidentin Gudrun Pink von der Saarbrücker Zeitung befragt. Sie bezieht in einem Interview klar Stellung. Doch sie bezweifle stark, dass eine Art Strafgebühr für übrig gebliebenes Essen auf alle Bereiche der Gastronomie übertragbar sei. Aber die DEHOGA-Chefin gibt auch Auskunft darüber, warum es nicht mehr erlaubt sei, Essensreste einfach an Bauern zur Verfütterung weiterzugeben. Weiterhin erklärt sie, warum sich der Doggy-Bag hierzulande immer noch nicht so recht durchgesetzt hat. Das Interview findet sich hier.
Checkliste: Verschwendung verstehen – und dann vermeiden
Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist aber der Hinweis auf die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ und die Initiative „United Against Waste e.V.“ An beiden ist der DEHOGA beteiligt. Hier werden praxisnahe Tipps gegeben und nachhaltige Konzepte vorgestellt, um die Flut an Lebensmittel-Abfällen einzudämmen. Die Informationsmaßnahmen richten sich auch an den Verbraucher. Bei einer ersten bundesweiten Aufklärungsaktion in enger Kooperation mit dem Handel wurden die Konsumenten über den korrekten Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum informiert. Doch auch im Hotel- und Gaststättengewerbe gibt es viele Möglichkeiten, Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Eine effiziente Verarbeitung von Lebensmitteln ist fester Bestandteil in der Ausbildung. Kluger Einkauf und richtige Lagerung gehören ebenfalls zum Handwerkszeug eines jeden Gastronomen. Die Branche unterstützt das vom Bundesverbraucherministerium schon im März 2012 initiierte Bündnis gegen Lebensmittelverschwendung und nimmt ihre Verantwortung sehr ernst. So werden die DEHOGA-Mitglieder mit einer Checkliste zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen sensibilisiert und den Betrieben weitere Hilfestellungen an die Hand gegeben. Wo lassen sich im Betrieb Lebensmittelabfälle vermeiden? Die vom DEHOGA miterarbeitete Checkliste gibt einen Überblick, in welchen Bereichen entlang der Prozesskette man unnötige Abfälle umgehen und damit bares Geld sparen kann. Wer das möchte, einfach hier klicken.
Zwei Initiativen, ein Ziel
Neben der Kampagne „Zu gut für die Tonne“ hat auch der Verein „United Against Waste e.V.“ gemeinsam mit Mitgliedern aus unterschiedlichen Bereichen wie etwa Krankenhäusern, Betriebskantinen, Hotels, Gastronomie-Betrieben, … einige Maßnahmen entwickelt, die zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen beitragen. Im Vordergrund stehen dabei einfache Maßnahmen, die unmittelbar in die Praxis umgesetzt werden können und im Arbeitsalltag nicht untergehen. So hat der Verein ein Abfall-Analyse-Tool entwickelt. Es dient Betrieben als Hilfestellung bei der wirksamen Reduktion von Lebensmittelabfällen. Mit Hilfe des Messverfahrens kann sich jeder Mitarbeiter beispielsweise in einer Großküche selbst einen Überblick verschaffen, wie viel Abfall in den einzelnen Bereichen verursacht wird. Das Tool unterstützt mit Analyse- und Kalkulationstabellen die Umsetzung einer abfallarmen Gemeinschaftsverpflegung. Außerdem werden Einsparpotenziale aufgezeigt und Lösungen auch in Form von Checklisten entwickelt. Weitere Informationen über die Informationskampagne des Bundesverbraucherministeriums „Zu gut für die Tonne“ gibt es im Internet unter www.zugutfuerdietonne.de. Der Verein „United Against Waste e.V.“ findet sich hier.
Bundespreis für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung
Wer heute schon aktiv etwas gegen die Lebensmittelverschwendung unternimmt, der sollte sich für den „Zu gut für die Tonne - Bundespreis“ bewerben.Hier werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft herausragende Ideen und Projekte für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln prämiert. Teilnahmeschluss ist der 30. September 2016. Über die Gewinner entscheidet eine hochkarätige Jury unter dem Vorsitz von Professor Klaus Töpfer. Die Gewinner-Projekte werden Anfang 2017 prämiert. Unter den Bewerbern wird zusätzlich ein Förderpreis vergeben, der mit 3.000 Euro dotiert ist.
Dieser Bundespreis für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung wird in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden Aktionen aus den unterschiedlichsten Bereichen entlang der gesamten Produktionskette – über den Handel bis hin zur Verwertung der Lebensmittel in Gastronomie und Privathaushalten. Der Wettbewerb ist auch in diesem Jahr offen für alle: ganz gleich ob Unternehmen, Gastronom, Landwirt, wissenschaftliche Einrichtung, Privatperson, Kommune oder Initiative – jeder kann mitmachen. Gibt es im Betrieb ein Projekt, das für den Bundespreis passen würde? Dann sollte man sich direkt bewerben. Hier geht es zu dem entsprechenden Formular. Eine andere Möglichkeit ist über den Weg der „Zu gut für die Tonne!-Homepage. Hier stehen zudem noch allerhand Informationen zu diesem Preis. Beispiele aus dem Vorjahr finden sich in dieser Broschüre. Oder auch in diesem Video.